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Aktuelles zum Apfelanbau

Pillnitzer Versuchsfeld
© LfULG

Neben Stein- und Beerenobst wird in Deutschland vor allem Kernobst angebaut.

Der Apfel nimmt dabei nach wie vor eine herausragende Stellung ein. Im Jahr 2023 war die Apfelernte bundesweit 12,1 % geringer als im Vorjahr, dies bei einem durchschnittlichen Flächenertrag von 285 dt/ha.

Im Jahr 2024 kam es aufgrund der extremen Spätfrostereignisse im April zu flächendeckenden Ertragsausfällen, was dazuführte, dass vielen Betriebe die Förderrichtlinie Hilfen Land- und Forstwirtschaft, sowie die EU-Krisenhilfe Obst- und Weinbau 2024 in Anspruch nehmen mussten.

Wie sieht der Apfelbau in Mitteldeutschland in Zukunft aus, wenn sich das Klima in der Region kontinuierlich verändert?

Beißen wir auch in 30 Jahren noch in Äpfel, oder werden andere Früchte wichtiger, weil sie besser mit den klimatischen Bedingungen klarkommen?

Ein lauer Spätsommertag in Dresden Pillnitz, ein Segelflieger zieht über dem azurblauen Himmel weite Kreise, ein leichter Wind weht und auf 50 Meter Länge stehen rechts von uns Apfelbäume ordentlich in Reih und Glied. Dicke, kräftig rote Äpfel glänzen in der Sonne, dazwischen stehen vereinzelt Bäume mit appetitlich glänzenden Miniaturäpfeln. Kann man die auch essen? »Ja, schon«, sagt Christian Kröling, Referatsleiter für Obst, Gemüse und Weinbau am Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie.

Die Bäume, vor denen wir auf dem weitläufigen Versuchsgelände des sächsischen Landwirtschaftsamtes stehen, gehören u.a. zur Versuchsanlage für den Braeburn-Apfel. Braeburn? Wächst der nicht in Neuseeland? Christian Kröling bestätigt das: »Braeburn ist einer der Äpfel, die quasi dafür stehen, dass der Klimawandel schon relativ lange voranschreitet. Vor 20 bis 30 Jahren war es noch ziemlich schwierig, Braeburn in diesen Breitengraden anzubauen. Damals ist er hier noch nicht reif geworden, weil der Winter sehr früh eingesetzt hat. Mittlerweile ist Braeburn eine der Standardsorten in Sachsen, die zuverlässig reif wird und hervorragende Qualitäten produziert«, führt Christian Kröling aus.

Ein unausgesprochenes »Aber« liegt in der Luft. »Können Sie ruhig probieren«. Der Biss in den vermeintlichen Leckerbissen zeigt: Der Schein trügt! Die Mini-Äpfel schmecken schaurig, leicht bitter, die Schale ist hart, der saure Saft brennt auf der Zunge. Kröling erklärt: »Das sind nämlich sogenannte Bestäuberäpfel.« Die sind keine Leckerei, sondern erst nützlich für die Bestäubung. Statt in der Brotdose für den Nachwuchs oder im Kompott landen sie später im Jahr in Herbstgestecken oder Adventskränzen.

Der Vorteil der Sorte Braeburn: »Sie wird sehr, sehr, sehr spät reif, erst Mitte bis Ende Oktober. Damit hat sie eine sehr lange Vegetationsperiode und kann viel Zucker einlagern. Durch das lange Wachstum ist sie auch sehr fest und auch sehr lagerfähig.« Ist das auch seine persönliche Lieblingssorte? Kröling schüttelt den Kopf: »Das ist 'Pia 41', eine relativ neue Sorte, 'Pia' weil sie hier in Pillnitz gezüchtet wurde, 41, weil sie sie wahrscheinlich der 41. Baum dieser Züchtungslinie im Julius Kühn-Institut war. Sie hat einen wahnsinnig guten Geschmack, süß oder sauer, tatsächlich sehr ausgewogen. Sie hat so eine leichte Säure, aber auch angenehmen Zuckergehalt. Und wenn man da reinbeißt, wird es wunderschön frisch im Mund und das Fruchtfleisch verschwindet beim Kauen und neudeutsch sagt man 'crisp' dazu.« Klingt lecker.

Im gemeinen Supermarkt gibt es zwar auch gute Sorten, den aber (und viele andere Sorten) nicht. Wer Lust hat auf besondere Apfelsorten, ist Kröling zufolge am besten im regionalen Hofladen oder auf dem Wochenmarkt aufgehoben.

Da findet man nämlich Sorten, die nicht in den Großhandel kommen. Was ist Christian Krölings Prognose für den Obstanbau in 30 Jahren im Sachsen des Klimawandels? »Es wird immer Äpfel geben. Was den Anbau angeht, werden wir krankheitsresistentere Sorten bekommen, damit der Aufwand von Pflanzenschutzmitteln drastisch zurückgeht und die mit Wasserstress gut umgehen können. Vielleicht wird es auch andere Obstsarten geben, die hier wachsen. Aber es wird auch einen Generationswechsel bei den Apfelsorten geben.«

Der vollständige Artikel wurde im Zusammenhang mit MIRO - Mitteldeutsche Innovationsregion Obstbau, am 07.09.2025 von MDR Wissen veröffentlicht.

Wie in Sachsen der Obstbau für die Zukunft fit gemacht wird | MDR.DE

Projekt MIRO - Mittel­deut­sche Inno­va­tions­region Obst­bau

Pillnitzer Obstbautage 2024: Treffpunkt für Innovation, Fachwissen und Austausch

Bereits zum 32. Mal fanden die Pillnitzer Obstbautage statt und zogen am 4. und 5. Dezember 2024 rund 70 Obstbaufachleute, Wissenschaftler und Branchenvertreter nach Breitenbrunn. Die traditionsreiche Veranstaltung bot eine exzellente Plattform für Weiterbildung, Netzwerken und den Austausch über die neuesten Entwicklungen im Erwerbsobstbau. Auch in diesem Jahr überzeugte das Programm mit einer Vielzahl hochkarätiger Vorträge, praxisnahen Einblicken und zukunftsweisenden Diskussionen.

Ein herausforderndes Jahr im Fokus

Den Auftakt bildete Jörg Geithel vom Obstbauverband Sachsen & Sachsen-Anhalt e.V., der einen umfassenden Rückblick auf das Jahr 2024 gab. Geprägt von massiven Frostschäden, stellte es die Branche vor immense Herausforderungen. Die anhaltenden klimatischen Veränderungen verdeutlichen, dass innovative Strategien und gezielte Fördermaßnahmen unverzichtbar sind.

Dr. Christine Schumann vom Sächsischen Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft ging in ihrem Beitrag auf die Frosthilfen für Sachsen ein. Dabei stellte sie nicht nur die verschiedenen Unterstützungsmaßnahmen vor, sondern betonte auch, dass bislang nur wenige Anträge eingereicht wurden. Sie appellierte an die Anwesenden, diese Chance nicht ungenutzt zu lassen und Förderanträge zeitnah zu stellen. Die rege Diskussionsrunde im Anschluss zeigte das große Interesse und den Informationsbedarf der Branche.

Innovationen im Anbau und neue Kulturen

Ein weiteres zentrales Thema waren moderne Anbausysteme und neue Kulturen. Christin Ulbricht von der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Quedlinburg präsentierte spannende Forschungsergebnisse zum Birnenanbau. Neben der Untersuchung neuer Sorten standen auch verschiedene Unterlagen und Pflanzsysteme im Fokus. Besonders aufsehenerregend war die Vorstellung der Haskap-Beere, die mit ihrem hohen Vitamin-C-Gehalt und ihren antioxidativen Eigenschaften als vielversprechendes Superfood gilt. Die rege Diskussion zeigte, dass das Interesse an alternativen Kulturen als Ergänzung zu klassischen Obstsorten stetig wächst.

Digitalisierung als Schlüssel zur Effizienzsteigerung

Der digitale Wandel macht auch vor dem Obstbau nicht Halt. Jens Fehrmann von der TU Dresden erläuterte, wie moderne Farm Management Information Systeme (FMIS) Landwirten dabei helfen, Prozesse zu automatisieren, Ressourcen effizienter zu nutzen und nachhaltiger zu wirtschaften. Ergänzt wurde dieses Thema durch Christian Kröling und Max Meltzer vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie sowie Dr. Olaf Krieghoff von der Erzeugerorganisation, die verschiedene digitale Anwendungen und deren Praxistauglichkeit im Obstbau vorstellten.

Einen weiteren innovativen Ansatz stellte Jürgen Zimmer vom DLR Rheinpfalz vor: Agri-Photovoltaik als zukunftsweisendes Konzept zur Klimaanpassung. Die Kombination von Obstbau und Solarstromerzeugung könnte sich als nachhaltige Strategie zur Steigerung der Resilienz gegenüber extremen Witterungsbedingungen etablieren.

Geschmacksvielfalt und Verbrauchertrends

Ein besonderes Highlight war die Apfelsortendegustation, präsentiert von Sylvia Metzner vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Die sensorischen Bewertungen der neuen Apfelsorten gaben wertvolle Einblicke in die Verbraucherpräferenzen. Besonders positiv schnitt die neue Sorte Pia41 ab, die mit ihrem ausgewogenen Verhältnis von Süße und Säure überzeugte. Dr. Gabriele Krieghoff ergänzte diese Thematik mit einer Vorstellung aktueller Erkenntnisse zur Erdbeersortensichtung, die für Produzenten wertvolle Entscheidungsgrundlagen bietet.

Auch der Bereich Erziehungs- und Anbausysteme wurde intensiv beleuchtet. Christian Kröling lieferte fundierte Informationen zu modernen Strategien im Apfelanbau, während Dr. Sophia Lüttringhaus von EarthYield Advisories GbR das Projekt ELENI vorstellte. Ziel des Projekts ist es, Produzenten und Konsumenten im Bioobstanbau besser zu vernetzen, um die Nachfrage nach nachhaltig produzierten Früchten gezielt zu fördern.

Michael Rother widmete sich in seinem Beitrag der Digitalisierung im betrieblichen Management. Das Online-Betriebsheft, eine innovative Softwarelösung zur schnellen und unkomplizierten Dokumentation von Pflanzenschutz- und Düngemitteleinsätzen, könnte künftig viele Prozesse in der Branche vereinfachen.

Alternative Strategien im Pflanzenschutz

Die nachhaltige Bekämpfung von Schädlingen ist ein weiteres drängendes Thema im Obstbau. Robert Bischoff vom Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee stellte alternative Methoden zur Bekämpfung der Blutlaus und des Birnenblattsaugers vor. Besonders spannend war die Diskussion über den gezielten Einsatz von Ohrwürmern als natürliche Fressfeinde sowie die positiven Effekte des alternierenden Mulchens.

Internationale Perspektiven: Blick über den Tellerrand

Auch der internationale Austausch spielte eine wichtige Rolle. Dr. Stefan Röder gewährte in seinem Vortrag tiefgehende Einblicke in den Obstbau der USA, insbesondere in Washington State, der größten Apfelanbauregion des Landes. Neben beeindruckenden Produktionszahlen wurden auch Herausforderungen wie der Arbeitskräftemangel, der Klimawandel und die rasante technische Entwicklung thematisiert.

Dr. Martin Penzel vom Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum Thüringen berichtete über seine Exkursion nach Ungarn und Rumänien und gab wertvolle Einblicke in die dortigen Produktionsbedingungen und Marktstrukturen.

Fazit: Austausch auf höchstem Niveau

Die begleitende Apfelsortenausstellung rundete die Veranstaltung ab und bot den Teilnehmern Gelegenheit, sich direkt mit den präsentierten Sorten vertraut zu machen. Wie in den Vorjahren erwies sich das Event als ideale Plattform für die Vermittlung von Fachwissen, den Erfahrungsaustausch und die Diskussion über die Zukunft des Obstbaus.

Die Pillnitzer Obstbautage 2024 fanden im Rahmen der mitteldeutschen Kooperation statt und wurden in Zusammenarbeit mit dem Verband ehemaliger Dresden-Pillnitzer e.V. sowie dem Obstbauverband Sachsen & Sachsen-Anhalt e.V. organisiert. Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll, dass Wissen, Innovation und Zusammenarbeit die Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft im Obstbau sind.

In Sachsen wurden im Jahr 2023 auf insgesamt 3.627 ha Anbaufläche 70.269 t Baum und Beerenobst erzeugt. Davon entfielen auf Baumobstkulturen 2.955 ha mit 67.395 t und auf Beerenobstkulturen 672 ha mit 2.875 t.Der Beginn der Apfelblüte lag 2023 am 26.04. und damit etwas später als im langjährigen Trend, ohne frostbedingte Ausfälle.Die Flächenerträge der verschiedenen Baumobstkulturen unterliegen jährlichen Schwankungen, besonders Birnen hatten 2023 den höchsten Ertrag seit 2011.

Kernobst

Der Apfel ist nach wie vor die am häufigsten angebaute Erwerbsobstkultur in Sachsen und setzt sich weiterhin deutlich von den anderen Obstarten ab. Der durchschnittliche Flächenertrag aller Apfelsorten lag 2023 bei 265 dt/ha und damit um rund 19 % niedriger als im Jahr 2022 mit 329 dt/ha. Damit trug Sachsen mit einer Erntemenge von 60.369 t rund 6,4 % zur gesamten deutschen Apfelernte bei. 

Die Birnenanbaufläche ist 2023 gleich geblieben und beträgt 108 ha. Bei einer Zunahme des Flächenertrages von 198 dt/ha in 2022 auf 334 dt/ha in 2023 erhöhte sich auch die Gesamterntemenge gegenüber 2022 um 68,9 % auf 3.591 t. Der Anteil der sächsischen Birnen an der gesamtdeutschen Birnenernte betrug 9,5 %.

Steinobst

Die Anbaufläche von Süßkirschen mit 129 ha ist gesunken. Die Erntemenge von Süßkirschen war 2023 mit 572 t geringer als 2022, der Flächenertrag unterschied sich um 6 dt/ha vom Vorjahresertrag. Die Anbaufläche von Sauerkirschen ist weiterhin stark rückläufig, 2023 wurde auf 329 ha produziert. Die Erntemenge von Sauerkirschen ist 2023 mit 1.772 t höher als 2022. Die Erntemenge an Pflaumen und Zwetschen ist gesunken auf 1.090 t. Der Wert umfasst auch die Ernte von Mirabellen und Renekloden.

Daten und Fakten Obstbau in Sachsen 2024

Kontakt

Sächisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Referat Obst-, Gemüse- und Weinbau

Anna-Sophia Kluger

Telefon: 0351 2612-8711

E-Mail: Anna-Sophia.Kluger@lfulg.sachsen.de

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Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Referat Obst-, Gemüse- und Weinbau

Christian Kröling

Telefon: 0351 2612-8700

E-Mail: Christian.Kroeling@lfulg.sachsen.de

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