Aktuelles zum Apfelanbau
Neben Stein- und Beerenobst wird in Deutschland vor allem Kernobst angebaut.
Der Apfel nimmt dabei nach wie vor eine herausragende Stellung ein. Im Jahr 2023 war die Apfelernte bundesweit 12,1 % geringer als im Vorjahr, dies bei einem durchschnittlichen Flächenertrag von 285 dt/ha.
Im Jahr 2024 kam es aufgrund der extremen Spätfrostereignisse im April zu flächendeckenden Ertragsausfällen, was dazuführte, dass vielen Betriebe die Förderrichtlinie Hilfen Land- und Forstwirtschaft, sowie die EU-Krisenhilfe Obst- und Weinbau 2024 in Anspruch nehmen mussten.
Pillnitzer Obstbautage 2024: Treffpunkt für Innovation, Fachwissen und Austausch
Bereits zum 32. Mal fanden die Pillnitzer Obstbautage statt und zogen am 4. und 5. Dezember 2024 rund 70 Obstbaufachleute, Wissenschaftler und Branchenvertreter nach Breitenbrunn. Die traditionsreiche Veranstaltung bot eine exzellente Plattform für Weiterbildung, Netzwerken und den Austausch über die neuesten Entwicklungen im Erwerbsobstbau. Auch in diesem Jahr überzeugte das Programm mit einer Vielzahl hochkarätiger Vorträge, praxisnahen Einblicken und zukunftsweisenden Diskussionen.
Ein herausforderndes Jahr im Fokus
Den Auftakt bildete Jörg Geithel vom Obstbauverband Sachsen & Sachsen-Anhalt e.V., der einen umfassenden Rückblick auf das Jahr 2024 gab. Geprägt von massiven Frostschäden, stellte es die Branche vor immense Herausforderungen. Die anhaltenden klimatischen Veränderungen verdeutlichen, dass innovative Strategien und gezielte Fördermaßnahmen unverzichtbar sind.
Dr. Christine Schumann vom Sächsischen Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft ging in ihrem Beitrag auf die Frosthilfen für Sachsen ein. Dabei stellte sie nicht nur die verschiedenen Unterstützungsmaßnahmen vor, sondern betonte auch, dass bislang nur wenige Anträge eingereicht wurden. Sie appellierte an die Anwesenden, diese Chance nicht ungenutzt zu lassen und Förderanträge zeitnah zu stellen. Die rege Diskussionsrunde im Anschluss zeigte das große Interesse und den Informationsbedarf der Branche.
Innovationen im Anbau und neue Kulturen
Ein weiteres zentrales Thema waren moderne Anbausysteme und neue Kulturen. Christin Ulbricht von der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Quedlinburg präsentierte spannende Forschungsergebnisse zum Birnenanbau. Neben der Untersuchung neuer Sorten standen auch verschiedene Unterlagen und Pflanzsysteme im Fokus. Besonders aufsehenerregend war die Vorstellung der Haskap-Beere, die mit ihrem hohen Vitamin-C-Gehalt und ihren antioxidativen Eigenschaften als vielversprechendes Superfood gilt. Die rege Diskussion zeigte, dass das Interesse an alternativen Kulturen als Ergänzung zu klassischen Obstsorten stetig wächst.
Digitalisierung als Schlüssel zur Effizienzsteigerung
Der digitale Wandel macht auch vor dem Obstbau nicht Halt. Jens Fehrmann von der TU Dresden erläuterte, wie moderne Farm Management Information Systeme (FMIS) Landwirten dabei helfen, Prozesse zu automatisieren, Ressourcen effizienter zu nutzen und nachhaltiger zu wirtschaften. Ergänzt wurde dieses Thema durch Christian Kröling und Max Meltzer vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie sowie Dr. Olaf Krieghoff von der Erzeugerorganisation, die verschiedene digitale Anwendungen und deren Praxistauglichkeit im Obstbau vorstellten.
Einen weiteren innovativen Ansatz stellte Jürgen Zimmer vom DLR Rheinpfalz vor: Agri-Photovoltaik als zukunftsweisendes Konzept zur Klimaanpassung. Die Kombination von Obstbau und Solarstromerzeugung könnte sich als nachhaltige Strategie zur Steigerung der Resilienz gegenüber extremen Witterungsbedingungen etablieren.
Geschmacksvielfalt und Verbrauchertrends
Ein besonderes Highlight war die Apfelsortendegustation, präsentiert von Sylvia Metzner vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Die sensorischen Bewertungen der neuen Apfelsorten gaben wertvolle Einblicke in die Verbraucherpräferenzen. Besonders positiv schnitt die neue Sorte Pia41 ab, die mit ihrem ausgewogenen Verhältnis von Süße und Säure überzeugte. Dr. Gabriele Krieghoff ergänzte diese Thematik mit einer Vorstellung aktueller Erkenntnisse zur Erdbeersortensichtung, die für Produzenten wertvolle Entscheidungsgrundlagen bietet.
Auch der Bereich Erziehungs- und Anbausysteme wurde intensiv beleuchtet. Christian Kröling lieferte fundierte Informationen zu modernen Strategien im Apfelanbau, während Dr. Sophia Lüttringhaus von EarthYield Advisories GbR das Projekt ELENI vorstellte. Ziel des Projekts ist es, Produzenten und Konsumenten im Bioobstanbau besser zu vernetzen, um die Nachfrage nach nachhaltig produzierten Früchten gezielt zu fördern.
Michael Rother widmete sich in seinem Beitrag der Digitalisierung im betrieblichen Management. Das Online-Betriebsheft, eine innovative Softwarelösung zur schnellen und unkomplizierten Dokumentation von Pflanzenschutz- und Düngemitteleinsätzen, könnte künftig viele Prozesse in der Branche vereinfachen.
Alternative Strategien im Pflanzenschutz
Die nachhaltige Bekämpfung von Schädlingen ist ein weiteres drängendes Thema im Obstbau. Robert Bischoff vom Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee stellte alternative Methoden zur Bekämpfung der Blutlaus und des Birnenblattsaugers vor. Besonders spannend war die Diskussion über den gezielten Einsatz von Ohrwürmern als natürliche Fressfeinde sowie die positiven Effekte des alternierenden Mulchens.
Internationale Perspektiven: Blick über den Tellerrand
Auch der internationale Austausch spielte eine wichtige Rolle. Dr. Stefan Röder gewährte in seinem Vortrag tiefgehende Einblicke in den Obstbau der USA, insbesondere in Washington State, der größten Apfelanbauregion des Landes. Neben beeindruckenden Produktionszahlen wurden auch Herausforderungen wie der Arbeitskräftemangel, der Klimawandel und die rasante technische Entwicklung thematisiert.
Dr. Martin Penzel vom Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum Thüringen berichtete über seine Exkursion nach Ungarn und Rumänien und gab wertvolle Einblicke in die dortigen Produktionsbedingungen und Marktstrukturen.
Fazit: Austausch auf höchstem Niveau
Die begleitende Apfelsortenausstellung rundete die Veranstaltung ab und bot den Teilnehmern Gelegenheit, sich direkt mit den präsentierten Sorten vertraut zu machen. Wie in den Vorjahren erwies sich das Event als ideale Plattform für die Vermittlung von Fachwissen, den Erfahrungsaustausch und die Diskussion über die Zukunft des Obstbaus.
Die Pillnitzer Obstbautage 2024 fanden im Rahmen der mitteldeutschen Kooperation statt und wurden in Zusammenarbeit mit dem Verband ehemaliger Dresden-Pillnitzer e.V. sowie dem Obstbauverband Sachsen & Sachsen-Anhalt e.V. organisiert. Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll, dass Wissen, Innovation und Zusammenarbeit die Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft im Obstbau sind.
In Sachsen wurden im Jahr 2023 auf insgesamt 3.627 ha Anbaufläche 70.269 t Baum und Beerenobst erzeugt. Davon entfielen auf Baumobstkulturen 2.955 ha mit 67.395 t und auf Beerenobstkulturen 672 ha mit 2.875 t.Der Beginn der Apfelblüte lag 2023 am 26.04. und damit etwas später als im langjährigen Trend, ohne frostbedingte Ausfälle.Die Flächenerträge der verschiedenen Baumobstkulturen unterliegen jährlichen Schwankungen, besonders Birnen hatten 2023 den höchsten Ertrag seit 2011.
Kernobst
Der Apfel ist nach wie vor die am häufigsten angebaute Erwerbsobstkultur in Sachsen und setzt sich weiterhin deutlich von den anderen Obstarten ab. Der durchschnittliche Flächenertrag aller Apfelsorten lag 2023 bei 265 dt/ha und damit um rund 19 % niedriger als im Jahr 2022 mit 329 dt/ha. Damit trug Sachsen mit einer Erntemenge von 60.369 t rund 6,4 % zur gesamten deutschen Apfelernte bei.
Die Birnenanbaufläche ist 2023 gleich geblieben und beträgt 108 ha. Bei einer Zunahme des Flächenertrages von 198 dt/ha in 2022 auf 334 dt/ha in 2023 erhöhte sich auch die Gesamterntemenge gegenüber 2022 um 68,9 % auf 3.591 t. Der Anteil der sächsischen Birnen an der gesamtdeutschen Birnenernte betrug 9,5 %.
Steinobst
Die Anbaufläche von Süßkirschen mit 129 ha ist gesunken. Die Erntemenge von Süßkirschen war 2023 mit 572 t geringer als 2022, der Flächenertrag unterschied sich um 6 dt/ha vom Vorjahresertrag. Die Anbaufläche von Sauerkirschen ist weiterhin stark rückläufig, 2023 wurde auf 329 ha produziert. Die Erntemenge von Sauerkirschen ist 2023 mit 1.772 t höher als 2022. Die Erntemenge an Pflaumen und Zwetschen ist gesunken auf 1.090 t. Der Wert umfasst auch die Ernte von Mirabellen und Renekloden.
Kontakt
Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie
Referatsleitung Obst-, Gemüse- und Weinbau
Christian Kröling
Telefon: 0351 2612-8700